Inhalt
Fachkraft für Traumapädagogik und Traumafachberatung
20.09.2023-28.06.2024
„Kinder brauchen Wurzeln und Flügel, Bindung und Autonomie“
Niemand wird stark ohne Krisen zu bewältigen. Wir reifen und erweitern unsere Kompetenz, so lange die Herausforderungen vor die wir gestellt werden zu bewältigen sind. Wenn eine Belastung aber so groß ist, dass sie unsere Existenz bedroht oder, wenn wir sehen, wie ein anderer existenziell bedroht ist, wird es kritisch. Wenn wir diese Situation weder durch unsere Erfahrung oder unser Wissen noch durch die Notfallreaktion Flucht oder Angriff bewältigen können, dann fühlen wir uns maximal ausgeliefert.
Ein solcher Moment kann so überwältigend sein, dass unser Organismus nicht in der Lage ist, ihn zu verarbeiten.
Die nicht verarbeiteten Reste können unsere kognitiven, emotionalen und körperlichen Funktionen beeinträchtigen. Je früher, je stärker und langandauernder eine solche Erfahrung eintritt, desto wahrscheinlicher entwickeln wir eine Traumafolgestörung.
Kinder und Heranwachsende, die davon betroffen sind, benötigen unseren besonderen Schutz und unsere größtmögliche Kompetenz.
Traumatherapeutisches Wissen und die aktuellen traumapädagogischen Ansätze sensibilisieren für den menschlichen Umgang und unterstützen, die Betroffenen zu mehr Stabilität, Selbstwirksamkeit und sozialer Teilhabe.
Das Ziel traumapädagogischer Interventionen ist, den betroffenen Kindern und Jugendlichen „sichere Orte“ zu bieten. Dort können innere und äußere Ressourcen ausgebildet werden. Denn Ressourcen sind die zentrale Vorrausetzung für Stabilisierung und Weiterentwicklung.
Zielgruppe und Zugangsvoraussetzungen
Die Fortbildung richtet sich an pädagogische Fachkräfte (stationäre und ambulanten Jugendhilfe, Pflegefamilien, sozialpädagogische Lebensgemeinschaften), Fach- und Lehrkräfte der Kindertagesbetreuung oder auch Beratungskräfte (Erziehungs- und Familienberatung sowie Fachberater) und Supervisoren in pädagogischen und psychosozialen Arbeitsfeldern.
Erwartet wird die Bereitschaft zur Selbsterfahrung um die Unterrichtsinhalte nicht nur theoretisch, sondern im praktischen Tun zu erlernen.
Sofern Sie eine weitere Zertifizierung eines Fachverbandes anstreben (s.u.) gelten zusätzlich folgende Voraussetzungen:
Abgeschlossene Berufsausbildung im sozialadministrativen, erzieherischen oder pflegerischen Bereich (vor allem Erzieher*innen, Pflegefachkräfte, Hebammen, Ergotherapeut*innen, Physiotherapeut*innen, Logopäd*innen o.a.) oder (Fach-) Hochschulabsolvent*innen mit pädagogischen, psychologischen oder verwandten Abschlüssen (vor allem Dipl. Pädagog*innen und Psycholog*innen, Sozialarbeiter*innen, Sozialpädagog*innen, Sonder-Pädagog*innen, Lehrer*innen, Theolog*innen, Soziolog*innen ) und Mindestens 3-jährige Berufserfahrung in einem relevanten Praxisfeld (Praktika und Anerkennungsjahre können angerechnet werden). Die Leitung behält sich vor, Teilnehmende bei ungeeigneter fachlicher oder persönlicher Qualifikation von der Zertifizierung auszuschließen.
Zertifikat(e): Verschiedene Möglichkeiten für ihren Bedarf
Wir bieten Ihnen verschiedene Weiterbildungen im Kontext der Traumapädagogik und Traumazentrierter Fachberatung an - Sie wählen aus, was Sie für ihren beruflichen Kontext brauchen.
1. Via Nova Akademie Zertifikat Fachkraft für Traumapädagogik und Traumafachberatung (Basiscurriculum)
Diese Weiterbildung umfasst an 15 Seminartagen (120 Unterrichtseinheiten) ein traumapädagogisches Basiscurriculum, in das 1 Tag (8 UE) Supervision integriert ist. Für den Erwerb des Zertifikates werden die regelmäßige Teilnahme an den einzelnen Modulen und an Intervisionstreffen vorausgesetzt.
Die erfolgreiche Verschriftlichung und Präsentation einer praxisorientierten Projektvorstellung im Rahmen des Abschlusskolloquiums ist für den Abschluss verpflichtend.
2. DeGPT Zertifikate Traumapädagogik und/oder Traumazentrierte Fachberatung (Vertiefungskurse)
Nach Abschluss des oben beschriebenen Basiscurriculums können Sie Vertiefungskurse besuchen, die mit Zertifikaten der Deutschsprachigen Gesellschaft für Psychotraumatologie (DeGPT) abschließen.
Hier bestehen folgende Möglichkeiten:
A. DeGPT -Zertifikat Traumapädagogik/ traumazentrierte Fachberatung mit Schwerpunkt Traumapädagogik
Besuch des 4-tägigen Vertiefungskurses (32 UE) Traumapädagogik 2-tägige Supervision (16 UE) in Gruppen von höchstens 9 TN, die Abgabe einer Falldokumentation unter Verwendung von Originaldokumenten ist verpflichtend B. DeGPT- Zertifikat Traumapädagogik/ traumazentrierte Fachberatung mit Schwerpunkt traumazentrierte Fachberatung Besuch des 4-tägigen Vertiefungskurses (32 UE) traumazentrierte Fachbratung 2-tägige Supervision (16 UE) in Gruppen von höchstens 9 TN, die Abgabe einer Falldokumentation unter Verwendung von Originaldokumenten ist verpflichtend.
Seminarinhalte (=Basiscurriculum des Nordlicht Instituts, Eckernförde)
Modul 1 20.09.2023 und 21.09.2023
Tag 1: Einführung
Das „who is who“ der Gruppe
Kennenlern-Runde mit Hintergrund und Anliegen, systemische Fragen (Gruppe)
Wir müssen das Rad nicht neu erfinden
Geschichte der Psychotraumatologie und Traumapädagogik
Um was geht es?
Traumadefinition anhand von Fallvignetten (Gruppenarbeit)
Es ist was es ist, was es ist…
Zur Unterscheidung bewältigbarer und nicht bewältigbarer Notfälle – die traumatische Zange
Wenn der Blitz nicht nur einmal einschlägt?!
Typ I und Typ II Traumata, sequentielle Traumatisierung, Bindungs-traumata (Schwerpunkt Kindheit) Individuelle und ereignisspezifische Risikofaktoren Traumafolgestörungen und die Komorbiditäten bei Kindern/ Jugendlichen/ Erwachsenen (Plenum)
Tag 2: Grundlagen
Woher weiß ich, ob ich da bin?
Einführung des Ressourcenbarometers zur Orientierung in Zeit und Raum (Selbsterfahrung)
Vom Häschen und Denker
neurobiologische Grundlagen und die Verarbeitung von Informationen und die Zuordnung auf der Zeitachse (Gruppe)
Fühle ich mich sicher?
Grundlagen Polyvagaltheorie, Autonomes Nervensystem, physiologische Schaltkreise Defensivsystem, System für soziales Engagement und Shut-Down
Rauchmelder, überforderte Archivare und die geflügelten Bodyguards
oder: Das Vergangene ist nicht vergangen fragmentierte Erinnerungen, Flashbacks und “Traumareste“ (Gruppe)
„Ich bin kein Freak“
Psychoedukation - von der Notwendigkeit zu verstehen was geschieht (Kleingruppen)
Wo finde ich Sicherheit in mir?
(Selbsterfahrung) Imagination (im Laufen): Der innere Wohlfühlort
Modul 2 20.11.2023 und 21.11.2023
Tag 1: Bindung
Niemand, der mich versteht?!
elterliche Feinfühligkeit und ihr Fehlen
„Hilf mir, zu mir selbst zu finden...“
der Kreis der Sicherheit die Entstehung von Arbeitsmodellen für Bindung Bindungsstile Bindungsdiagnostik (Gruppe)
Und was ist mit mir?
AAI (Selbsterfahrung) SAT Test (Übung)
„... denn ich merke immer stärker, dass ich mich verlier“
Bindungsstörungen
Wie uns Erfahrungen prägen
der biografische Faden (Kleingruppe)
Tag 2: Bindung II und traumasensible Haltung
„..dann find ich auch zu dir...“
die Pädagogik des guten Grundes
Nur keine Aufregung!
Was triggert mich? (Selbsterfahrung) die Dynamik von Übertragung und Gegenreaktion bei (bindungs-) traumatisierten Kindern (Jugendlichen, Erwachsenen) Hirnentwicklung und Perspektivwechsel das Täterviereck und seine Dynamik (Übung)
Hilfe aus dem Reich der Phantasie
Imagination eines inneren Helfers (Dyade)
Modul 3 08.01.2024 und 09.01.2024
Tag 1: Äußere Sicherheit und rechtliche Bestimmungen
Was von außen Halt gibt
Aspekte struktureller Sicherheit Räumliche Sicherheit Sichere Bindungsangebote
Sichere Orte (auch) für Fachkräfte
Partizipation Fehlerkultur Netzwerkarbeit
Selbstfürsorge als Qualitätsmerkmal pädagogischer Arbeit
Relevante juristische Bestimmungen im Trauma-Kontext
Schwerpunkt Opferschutzgesetze und Kinderschutz
Tag 2: Selbstfürsorge und Sekundärtraumatisierung
„Wie soll ich meine Seele halten, dass sie nicht an deine rührt...“
Burn Out, Sekundärtraumatisierung und Compassion Fatigue – die dunkle Seite der Empathie Schuld und Scham als Bewertung erkennen, eigene Glaubenssätze identifizieren und verändern lernen
„Wer mit traumatisierten Menschen arbeitet, sollte unbedingt beachten…“
Zur Notwendigkeit von Selbstfürsorge Techniken der Körpersynchronisation und – integration Erleben vielfältiger Methoden der Selbstfürsorge
Modul 4 08.02.2024 und 09.02.2024
Tag 1: Dissoziation
„Als wäre ich ein Geist, der auf mich herunterschaut“ Differenzierung: Alltagsdissoziation und störungswerte Dissoziation Diagnostik dissoziativer Störungen (Kleingruppen) Dissoziation bei Kindern und Jugendlichen Diagnosekriterien ICD Strukturelle Dissoziation Reorientierung durch bilaterale Stimulation (Selbsterfahrung) Flashbackkontrolle über Distanzierung Imaginationstechnik: innerer Tresor (Dyade und Selbsterfahrung)
Tag 2: Stabilisierung
Wie ich werde, wer ich bin
Persönlichkeitsentwicklung Schwingungsfähigkeit Die Säulen der Persönlichkeit Yo, wir schaffen das Gezielte Interventionen für die Stabilisierung und den Aufbau destabiler /nicht entwickelter Säulen
Alles im grünen Bereich??
Sammlung bekannterTechniken zur Beruhigung und Aktivierung Selbstregulation
Nicht alles hilft jedem
Alters- und genderspezifische und kultursensible Stabilisierungstechniken
Hier und Jetzt oder Dort und Damals?
Arbeit mit dem Ressourcenbarometer ReOrientierung und Flashbackkontrolle „Top down“ oder „body to brain“ Distanzierungstechniken Skills Imaginative Verfahren zum Umgang mit schwierigen Gefühlen
Mein Körper und ich –Einheit oder getrennte Welten?
Sensorische Integration Frühkindliche Reflexe und neuromotorische Entwicklung Mögliche Auswirkungen früher traumatischer Erfahrungen auf die Verarbeitung von Reizen Übungen zur Körperwahrnehmung
Modul 5 18.03.2024 und 19.03.2024
Tag 1: Schatzsuche
Ressourcenaktivierung in der Praxis u. a.
Ressilienzfördernde und körperorientierte Ressourcenmethoden Positive life events und die timeline Ressourcenhand Ressourcenrad Aspekte äußerer und innerer Stärke „Superheldenkräfte“ Einsatz ressourcenorientierter Metaphern Arbeit mit Ankern
Tag 2: Trauma und System: Grundlagen systemischen Arbeitens
Basics
Definition: Auftrag, System, Triangulation, das Familienmobile, Systemische Fragetechniken
Pädagogisches Arbeiten mit dem Familiensystem u. a.
Der dissoziierte Berater (Gruppenübung) Ressourcen im System Ressourcengenogramm Ressourcenblick Ressourcenorientierte Biografiearbeit
Modul 6 25.04.2024 und 26.04.2024
Tag 1: Traumatisierte und traumatisierende Systeme -Transgenerationale Traumaweitergabe
Wenn dein Schmerz mich schwächt oder unser Schmerz alles Andere überwiegt
Formen systemischer Traumaerfahrung Therapeutische Ansätze Das erstarrte Mobile Wenn das eigene Trauma vererbt wird transgenerationale Traumaweitergabe Auswirkungen auf das Bindungsverhalten Nonverbale Übertragung Bindungsverhaltenssystem und Loyalität Containering traumatischer Erfahrungen Epigenetik
Wenn der sichere Hafen vermint ist
Parentale Hilflosigkeit Psychoedukation Individuelle Entlastungsangebote Arbeit mit Kinderbüchern
Tag 2: Das innere Team
Wer bin ich und wenn ja, wie viele?
die innere Multidimensionalität Grundlagen der kommunikationswissenschaftlichen Ansätze Grundlagen EST (Ego State Therapie) die inneren Kritiker und ihre Antipoden (Selbsterfahrung) anliegenspezifische Aufstellung meines inneren Teams (Selbsterfahrung/Dyade) Versorgung eines inneren Anteils (Selbsterfahrung/Dyade)
Modul 7 23.05.2024 und 24.05.2024
Tag 1: Ego State-Arbeit mit traumatisierten Menschen
Wer ist hier der Kapitän? / Alle an Bord?
Verletzte Anteile Symptomassoziierte (Affekt-States) und traumatisierte Ego States Bewältigende Anteile Von Feuerlöschern, Managern und Nebelkindern Verletzende Anteile Von inneren Richtern, Verfolgern und bösen Geistern täternahe States, traumaassoziierte innere Kritiker täterloyale und, -imitierende Anteile
König des Tages, Alltags-ich und die traumatischen Erfahrungen
Dynamik in traumabelasteten inneren Systemen
Innere Konflikte, Allianzen und mächtige graue Eminenzen Traumasensible Kontaktaufnahme
With a little help from my (inner) friends
Aktivierung des inneren Ressourcenteams Fallaufstellung des inneren Teams anhand des Peichl-Kreuzes (Kleingruppensupervision)
Tag 2: Traum(a)therapeutische Ansätze
Was hilft wann und wem?
therapeutische Methoden im Überblick
Ich kann mich erinnern!
Bildschirmtechnik zur Flashbackkontrolle und Entlastung für die trauma-pädagogische Arbeit Bildschirm und Fernbedienung (Selbsterfahrung /Dyade) Screenen einer belastenden Sequenz (Selbsterfahrung/Dyade) Screentechnik mit positiven Lebensereignissen
Begleitung im Prozess der Integration und Neuorientierung:
Rituale des Abschiednehmens
Modul 8 Abschlusskolloquium 28.06.2024
Präsentation und Reflexion der Projektarbeit unter Wahrung der Schweigepflicht Supervision der praktischen Erfahrungen und des Weiterbildungsprozesses Zertifizierung und Abschluss
Referentin:
Daniela Feuerhak et al.
Termine:
20.09.2023 und 21.09.2023
20.11.2023 und 21.11.2023
08.01.2024 und 09.01.2024
08.02.2024 und 09.02.2024
18.03.2024 und 19.03.2024
25.04.2024 und 26.04.2024
23.05.2024 und 24.05.2024
28.06.2024
- Unterrichtsart
- Präsenzunterricht